A. Nee (2025)
Phänologische Plastizität des Blattaustriebs und Spätfrostempfindlichkeit bei Fagus sylvatica L.:
Herkunftsvergleich im Klimawald Berlin (2024 –2025) (Fagus sylvatica L.), Bachelorarbeit, FU Berlin
Zusammenfassung
Die in dieser Arbeit gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass sich die untersuchten Rotbuchenherkünfte am Standort
Klimawald in Berlin sowohl im Austriebsverhalten als auch in der Spätfrostempfindlichkeit deutlich
unterscheiden. Die in der Einleitung aufgestellten Hypothesen konnten bestätigt werden.
Für die untersuchten Jahre konnten entsprechend H1 hochsignifikante Herkunftsunterschiede im
Austriebszeitpunkt nachgewiesen werden. Für das Jahr 2024 reicht die Spannweite der herkunftsspezifischen
mittleren Austriebszeitpunkte (Mediane) von der frühesten Herkunft Cer bis zur spätesten Herkunft Tegel
und umfasst rund 24 Tage. Im Jahr 2025 bilden Cer und Tegel erneut die früheste und späteste Herkunft,
wobei der Abstand zwischen ihren Austriebszeitpunkten rund 21 Tagen beträgt. Südosteuropäische Herkünfte
wie Cer, Arnaid/Vavara, Alba-Iulia und Dobra treiben in beiden Jahren am frühesten aus, während deutsche
Herkünfte wie Flecken-Zechlin, Lüchow und Tegel durchweg zu den spätesten zäh-len. Über alle Herkünfte
hinweg liegt der arithmetische Mittelwert der Austriebszeitpunkte für beide Jahre am 115. Tag des Jahres.
Die Streuung innerhalb einer Herkunft variiert deutlich und umfasst 2024 ein Intervall von 4–26 Tagen und
2025 von 1–30 Tagen.
In Übereinstimmung mit H2 bleibt die Rangordnung der Herkünfte zwischen den beiden Untersuchungsjahren
weitgehend stabil. Typischerweise verschiebt sich eine Herkunft nur um etwa 3–4 Rangplätze.
Gleichzeitig weist der Vergleich der herkunfsspezifischen Mediane auf einen deutlichen Jahrgangseffekt hin.
Auf Basis der herkunftsspezifischen Mediane liegen die Austriebszeitpunkte 2025 um etwa 2,3 Tage früher als
2024. Diese Vorverlagerung deckt sich mit den unterschiedlichen thermischen Bedingungen im Spätwinter.
Die Monatsmitteltempe-ratur lag im Februar 2024 etwa 5,5 °C über der von 2025, sodass 2025 der Kältebedarf
früher erfüllt wurde. In der Folge war bis zum Austrieb eine geringere Wärmesumme erforderlich.
Herkunftsübergreifend wurden 2025 für die Temperatursummen mit dem Schwellenwert 5 °C im Mittel
etwa 80 °C weniger akkumuliert, bis der Austrieb einsetzte. Damit ist sowohl der stabile Herkunftsrang
als auch der witterungsbedingte Jahrgangseffekt gemäß H2 erfüllt.
Die Spätfrostanalyse zeigt gemäß H3 ein klares Empfindlichkeitsfenster nach Knospenaufbruch,
dessen Form sich zwischen den beiden Jahren unterscheidet. In beiden Jahren liegen ignifikante Unterschiede
in der Schadensschwere zwischen den Distanzklassen vor, wobei der Anteil starker Schäden ab Tag 13 nach
Austrieb deutlich abnimmt.
Mit der letzten Hypothese H4 wird bestätigt, dass sich der Anteil starker Spätfrostschäden unter den
exponierten Individuen zwischen den Herkünften signifikant unterscheidet und nicht allein durch
das phänologische Entwicklungsstadium zum Frostereignis (PEI) und Jahrgang erklärt werden kann.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass herkunftsspezifische Unterschiede in der Frosthärte zum beobachteten
Schadensausmaß beitragen könnten, schließen jedoch weitere Einflussfaktoren nicht aus. Auf Basis der
vorliegenden Daten weisen mediterran geprägte, insbesondere italienische Herkünfte tendenziell ein höheres
Schadensausmaß auf als kontinental geprägte osteuropäische Herkünfte wie Cer.
Insgesamt zeigt sich: Herkunft prägt den Austriebszeitpunkt, die Witterung verschiebt die zeitliche
Lage und Spätfrost wirkt in einem engen Fenster nach dem Austrieb. Die kombinierte Darstellung
von D und PEI sowie die Zerlegung in Schadensanteil p(h) und Frostexposition q(h) liefern eine
gute Basis für herkunftsbezogene Entscheidungen mit Blick auf Risiko und Produktivität unter
zukünftigen Frühjahrsbedingungen.
Stand: 02.04.2024 · Autor: Manfred.Forstreuter@fu-berlin.de · Haftungsausschluss